Hyundai IONIQ 5 N-Line im Test: Ein gelungenes Facelift?
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Fahrbericht Hyundai Elektroauto

Hyundai IONIQ 5 N-Line im Test: Ein gelungenes Facelift?

Bruno Rivas
Bruno Rivas

Inhaltsverzeichnis

Der IONIQ 5 von Hyundai ist eines der beliebtesten Elektroautos auf dem Markt. Das kommt nicht von ungefähr. Mit seiner 800-Volt-Technologie und seinem futuristischen Aussehen hat er schnell seine Fans gefunden. Wenig überraschend stellte der südkoreanische Hersteller 2024 das Facelift für den IONIQ 5 und die neue N-Line-Variante vor.

Die sportlichere N-Line-Variante konnte ich zwei Wochen lang ausgiebig testen.

Der IONIQ 5 N-Line verfügt über einen markanten Diffusor am Heck | Bild: vybe

Exterieur: Schnittig und sportlich

Im Vergleich zum Basismodell präsentiert sich der IONIQ 5 N-Line noch eine Spur sportlicher. Das zeigt sich sowohl an der Frontschürze mit grösseren Lufteinlässen als auch am Heck mit dem markanten Diffusor. Hinzu kommen 20 Zoll grosse Leichtmetallfelgen. Der Wiedererkennungswert des IONIQ 5 bleibt dennoch erhalten: Am Heck gibt es die Rückleuchten in Pixel-Optik und an der Front die Matrix-LED-Scheinwerfer. Das verleiht dem IONIQ 5 N-Line einen durch und durch futuristischen Look.

Eine willkommene Neuerung ist der Heckscheibenwischer. Dieser fehlte der Variante vor dem Facelift und wurde auch oftmals als Kritikpunkt genannt. Cool und praktisch sind die automatisch herausklappbaren Türgriffe. Nähert man sich dem Fahrzeug werden die Türgriffe automatisch herausgefahren.

Das futuristische Design hat sich beim Facelift nicht verändert | Bild: vybe

Interieur: Neue Konsole sorgt für mehr Freiraum

Die wesentlichen Neuerungen des Facelifts finden sich im Innenraum. Ins Auge fällt die neue verschiebbare Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer. Sie beherbergt zwei Cupholder, zahlreiche Ablagen und eine induktive Ladestation für Smartphones. Hier befinden sich auch die Tasten für die Sitzheizung und -belüftung sowie die Lenkradheizung. Damit reagiert Hyundai auf einen häufig geäusserten Kritikpunkt: Vor dem Facelift war die Bedienung nur über das Infotainmentsystem, also den Touchscreen, möglich. Die neue Konsole sorgt insgesamt für mehr Platz auf den Vordersitzen.

Die neue Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer | Bild: vybe

Zur N-Line-Variante gehören für Fahrer und Beifahrer sportliche Sitze mit Alcantara-Bezügen, roten Nähten und N-Emblem. Trotz sportlichem Erscheinungsbild bieten die Sitze viel Komfort. Wie oben erwähnt, sind sie mit einer Sitzheizung und -lüftung ausgestattet. Sie können je nach Aussentemperatur automatisch aktiviert werden, was den Komfort zusätzlich erhöht. Mit an Bord ist auch wieder eine Relax-Funktion für beide Vordersitze. So kann etwa die Wartezeit beim Laden noch entspannter gestaltet werden.

Die Passagiere auf der Rückbank geniessen ein grosszügiges Platzangebot. Die Bein- und Kopffreiheit ist hervorragend. Ich mit meinen knapp 1,90 m hatte jedenfalls keine Probleme. Für noch mehr Komfort sorgt eine Sitzheizung im Fond, die Sitzlüftung bleibt den beiden vorderen Plätzen vorbehalten. Des Weiteren gibt es zwei Ladeanschlüsse (USB-C) und zusätzlich eine herkömmliche Steckdose, wo man jedes Gerät mit Strom versorgen kann.

Das Lenkrad ist schön griffig | Bild: vybe

Neu bei der N-Line ist das sportliche und griffige Lenkrad mit N-Emblem. Über die physischen Tasten am Lenkrad lassen sich unter anderem der adaptive Tempomat, die verschiedenen Fahrmodi (Eco, Normal, Sport und Snow) und die Musik steuern. Ausserdem kann die Stern-Taste mit einer Funktion versehen werden. Meine Empfehlung: Unbedingt die Deaktivierung der akkustischen Tempolimitwarnung darauf legen. So lässt sich die nervige Warnung, die wir der EU zu verdanken haben, schnell und einfach deaktivieren.

Die beiden 12,3-Zoll-Bildschirme sind zwar geblieben, aber Hyundai hat die Software erneuert. So bekommt das Fahrerdisplay unter anderem eine neue Tachoanzeige und das Infotainmentsystem ein neues, überarbeitetes Design. Mehr zum Infotainmentsystem und seinen Neuerungen gibt es beim nächsten Abschnitt. Die Auswahl der Materialien im Innenraum ist von hoher Qualität, die Verarbeitung hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck.

Der Kofferraum bietet bis zu 1580 Liter (umgeklappter Rückbank) an | Bild: vybe

Viel Stauraum im Kofferraum

Das kantige Design des IONIQ 5 lässt ihn auf den ersten Blick kompakter erscheinen, als er tatsächlich ist. Schliesslich handelt es sich beim IONIQ 5 um ein alles andere als kompaktes Fahrzeug mit einer Länge von 4,655 Metern. Die üppigen Abmessungen haben den positiven Nebeneffekt, dass sich nicht nur alle Passagiere über ein grosszügiges Platzangebot freuen dürfen, sondern auch das Kofferraumvolumen üppig bemessen ist. So stehen 520 Liter bis maximal 1580 Liter bei umgeklappter Rückbank zur Verfügung. Im Heck kommen weitere 24 Liter (Allrad) bzw. 57 Liter (ohne Allrad) Stauraum hinzu.

Infotainmentsystem: Auf den neuesten Stand gebracht

Hyundai hat beim Facelift auch gleich das Infotainmentsystem aktualisiert. Zu den wesentlichsten Neuerungen des sogenannten Connected Car Navigation Cockpits (ccNC) gehören eine überarbeitete Benutzeroberfläche, die Möglichkeit den Akku manuell vorzukonditionieren und die Unterstützung von Android Auto und Apple CarPlay ohne Kabel, also Wireless.

Das neue Infotainmentsystem läuft flüssig und bietet alle Funktionen, die ich von einem aktuellen System erwarte. Allerdings fehlen nach wie vor etliche smarte Funktionen, so gibt es etwa keine Möglichkeit zusätzliche Apps zu installieren. Dies wird sich aber schon bald ändern. Ende 2024 hat Hyundai eine Kooperation mit Google angekündigt. Ab der ersten Hälfte 2026 werden die Fahrzeuge von Hyundai und Kia mit einem Infotainmentsystem basierend auf Android Automotive ausgestattet.

Fahrbericht: Sportliches Fachverhalten

Der IONIQ 5 N-Line verfügt über einen Allradantrieb mit einer maximalen Systemleistung von 239 kW (325 PS). An der Hinterachse werkelt ein Elektromotor mit 165 kW (225 PS) und ander Vorderachse einer mit 74 kW (100 PS). Das Drehmoment beträgt 605 Nm. Damit sprintet der IONIQ 5 N-Line in 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 185 km/h erreicht.

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Die N-Line positioniert sich mit diesen Leistungsdaten zwischen dem Basismodell und dem voll auf Sport getrimmten IONIQ 5 N. Das merkt man dann auch am Fahrverhalten. Hyundai ist der Spagat zwischen einer komfortablen und sportlichen Fahrdynamik aus meiner Sicht gut gelungen. Hervorzuheben ist die direkte Lenkung, die insbesondere im Sport-Modus zur Geltung kommt. Überholmanöver stellen mit dem IONIQ 5 N-Line jedenfalls kein Problem dar.

Beim von uns gefahrenen Modell stehen vier verschiedene Fahrmodi (Eco, Normal, Sport und Snow) zur Auswahl, die sich direkt auf das Fahrverhalten auswirken. Der Eco-Modus ist auf einen möglichst tiefen Verbrauch ausgelegt, allerdings steht dann auch nicht die volle Systemleistung zur Verfügung, was man besonders beim Beschleunigen merkt. Wer die volle Leistung abrufen möchte, der wird nicht um den Sport-Modus kommen, der allerdings einen höheren Verbrauch aufweist. Merklich weniger Leistung stehen im Snow-Modus zur Verfügung, wobei hier der Fokus auf eine optimale Kräfteverteilung auf Schnee gelegt wurde. Ich präferiere übrigens den Normal-Fahrmodus, da dieser einerseits einen vertretbaren Verbrauch und andererseits genügend Leistung mit sich bringt.

Verschiedene Modi gibt es auch für die Rekuperation. Aus meiner Sicht vielleicht sogar zu viele Modi. Über die Schaltwippen am Lenkrad kann die Rekuperation in vier Level (0 = Segeln / 4 = starke Rekuperation) komfortabel eingestellt werden. Allerdings gibt es noch drei weitere Rekuperationsmodi, nämlich Modi Max, Max/i-Pedal und Auto. Worin unterscheiden sie sich? Nun, beim Modi Max wird grundsätzlich die maximale Rekuperation erreicht, allerdings kommt man da nicht zum Stillstand. Erst der Modi Max/i-Pedal bringt den IONIQ 5 N-Line zum Stillstand. Im Modi Auto entscheidet das Fahrzeug selbst, welche Rekuperation optimal ist. Wie gesagt, für mich sind das etwas zu viele verschiedene Modi, wobei sie sich dank der Schaltwippen komfortabel bedienen lassen.

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Der IONIQ 5 N-Line ist mit einer Vielzahl an verschiedenen Assistenten ausgestattet, darunter der Pilot Assist und der Highway Driving Assist (HDA). Sie funktionieren gut und halten Abstände zum Vorderfahrzeug gut ein. Bremst das Vorderfahrzeug, wird die Geschwindigkeit angenehmen angepasst. Das geschieht nicht so abrupt, wie etwa beim MG4 Xpower. Der Spurwechselassistent arbeitet zuverlässig und beschleunigt wenn nötig einwandfrei. Nicht perfekt funktionierte die Erkennung der Tempolimits, die nach Bestätigung automatisch übernommen werden können. Es ist ein Problem, das ich besonders auf Schweizer Autobahnen auch mit anderen Fahrzeugen immer wieder hatte.

Der Hyundai IONIQ 5 N-Line beim Schnelllader von IONITY | Bild: vybe

Reichweite und Laden: Jetzt auch mit manueller Vorkonditionierung

Der Hyundai IONIQ 5 N-Line verfügt über eine neue Batterie mit einer Kapazität von 84 kWh (vorher: 77 kWh). Trotz der höheren Kapazität ist die Batterie exakt gleich gross wie beim Vorgängermodell. Laut Hyundai konnte die höhere Kapazität durch Anpassungen der Batteriechemie erzielt werden. Damit kommt der IONIQ 5 N-Line auf eine WLTP-Reichweite von bis zu 495 Kilometern. Bei mir pendelte sich der Verbrauch bei ca. 21 kWh ein, wobei ich unter der Woche den grössten Teil auf der Autobahn zurückgelegt habe. Realistisch gesehen sind knapp 400 Kilometer mit dem IONIQ 5 N-Line machbar.

Auftrumpfen kann der IONIQ 5 dank der 800-Volt-Technologie an der Schnellladestation. Ladegeschwindigkeiten von über 200 kW sind problemlos möglich, wie meine Besuche bei IONITY und Fastned gezeigt haben. Maximal gibt Hyundai übrigens eine Ladegeschwindigkeit von 260 kW an. In der Theorie dauert ein Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent damit genau 18 Minuten. An einer AC-Wallbox zieht der IONIQ 5 mit maximal 11 kW. Das resultiert dann in einer Ladezeit von gut sieben Stunden. 22 kW werden nicht unterstützt.

Die Akkukonditionierung kann jetzt auch manuell gestartet werden | Bild: vybe

Da die Batterie jetzt auch manuell vorkonditioniert werden kann, muss man nicht mehr zwingend eine Schnellladestation über das Navigationssystem anwählen. Allerdings benötigt die Vorkonditionierung der Batterie ziemlich viel Vorlaufzeit. Wer beim Schnelllader sofort auf hohe Geschwindigkeiten kommen möchte, sollte sie also frühzeitig aktivieren.

Wer eine Wallbox besitzt, kann über das Infotainmentsystem die Ladezeiten im voraus planen. Ebenfalls lassen sich die Ladeleistungen und der maximale Ladezustand definieren. Das geht sogar einzeln für AC und DC. Die Routenplanung unterstützt zahlreiche Anbieter, die auch individuell herausgefiltert werden können. Zu jedem Ladestopp wird angezeigt, wie viel man Laden muss, damit man sicher am nächsten Ladestopp oder am Ziel angelangt. Allerdings mangelt es bei der Ladeplanung noch etwas am Finetuning. So lässt sich nicht definieren, wie viel Restbatterie am jeweiligen Navigationsziel noch übrig bleiben soll. Das können Drittanbieter-Apps wie ABRP oder PUMP besser.

Hyundai IONIQ 5 N-Line: Die Neuerungen auf einen Blick

  • Design: Die Front- und Heckpartie wurden überarbeitet, mit neuen Lufteinlässen und neuen Felgen. 
  • Innenraum: Das Lenkrad wurde überarbeitet und es gibt eine neue Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer inklusive physische Tasten.
  • Neue Funktionen: Die neueste Generation des Connected Car Navigation Cockpits (ccNC) ist mit an Bord. Neu wird Apple CarPlay und Android Auto kabellos unterstützt.  
  • Heckscheibenwischer: Es gibt neu einen Heckscheibenwischer. 
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Das Testfazit zum Hyundai IONIQ 5 N-Line

Ist das Facelift des IONIQ 5 N-Line gelungen? Diese Frage kann ich mit "Ja" beantworten. Die etwas grössere Batterie und der optimierte Verbrauch sind schon gute Argumente, die für das Facelift sprechen. Allerdings muss man festhalten, dass die Konkurrenz nicht schläft - im Gegenteil. Ein Tesla Model Y kommt auf bis zu 622 Kilometer und ein Peugeot E-5008 sogar auf bis zu 664 Kilometer. In Bezug auf die Reichweite hat Hyundai also noch Luft nach oben.

Umso beeindruckender ist die hohe Ladeleistung, die dank der 800-Volt-Technologie erreicht wird und so für kurze Ladestopps an einer Schnellladestation sorgt. Das Fahrverhalten war schon beim Vorgängermodell gut. Das hat sich beim Facelift und der N-Variante nicht geändert. Die Rekuperationsmodi sind dank der Schaltwippen am Lenkrad schnell erreichbar, für meinen Geschmack gibt es aber fast zu viele Modi. Die Assistenzsysteme arbeiten zuverlässig.

Hervorzuheben ist die verbesserte und nun verschiebbare Konsole zwischen Fahrer und Beifahrer. Dadurch wirkt der Innenraum luftiger und die Konsole stört auch bei grösseren Personen nicht. Ausserdem gibt es jetzt physische, also klassische Tasten für die Bedienung der Lüftung, womit Hyundai einen Kritikpunkt des Vorgängermodells beseitigt hat. Apropos Kritikpunkt: Ja, es gibt jetzt auch einen Heckscheibenwischer.

Kurzum: Der Hyundai IONIQ 5 N-Line überzeugt mit einem gelungenen Gesamtpaket und dem unverwechselbaren Design. Die Mischung aus Komfort und Sport gefällt. Das hat allerdings seinen Preis: Ab gut 72'000 Franken verkauft Hyundai die N-Line-Variante in der Schweiz. Günstiger fährt man mit dem Basismodell, das bereits ab knapp 50'000 Franken angeboten wird.