In den letzten Jahren hatte ich die Gelegenheit die eine oder andere Sport-Smartwatch unter die Lupe zu nehmen. Mir ist bisher allerdings noch keine Sport-Smartwatch von Coros untergekommen, obwohl ich den amerikanischen Hersteller spätestens seit meinem Besuch des GP von Bern im letzten Jahr und deren Verkaufsstand auf dem Radar habe.
Nach etwas Recherche bin ich auf die PR-Agentur gestossen, die für Coros in der Schweiz verantwortlich ist. Angeschrieben, das Modell ausgewählt und schon konnte das Testen los gehen. Während knapp drei Wochen hatte ich die Coros Pace Pro im Einsatz. Das ist das neueste Modell von Coros und kommt mit einem modernen AMOLED-Display daher. Damit folgt Coros dem Trend auf dem Smartwatchmarkt.
Was die Sport-Smartwatch Pace Pro von Coros sonst noch zu bieten hat, habe ich im Test für dich herausgefunden.
Aussehen und Verarbeitung
Kurz bevor ich die Pace Pro von Coros erhalten habe, ist bei mir auch die Garmin Fenix 8 AMOLED (51 mm) für einen Langzeittest eingetroffen. Mir ist bei der Pace Pro sofort das niedrige Gewicht von lediglich 49 Gramm aufgefallen. Zum Vergleich: Die Garmin Fenix 8 AMOLED mit einem Durchmesser von 51 mm bringt über 90 Gramm auf die Waage. Sie hat eine Grösse von 46 x 46 x 12,25 Millimetern.

Die Coros Pace Pro sieht und fühlt sich wie eine Sport-Smartwatch an. Sie wirkt am Handgelenk jetzt nicht so wertig, wie etwa die Fenix 8, kostet dafür mit ca. 400 Franken aber auch bedeutend weniger. Gefertigt ist die Uhr komplett aus Kunststoff. Schwimmen stellt mit der Pace Pro kein Problem dar, da sie bis zu 5 ATM wasserbeständig ist. Zum Tauchen ist die Uhr allerdings nicht geeignet. Die Pace Pro ist in drei verschiedenen Farbvarianten (Schwarz, Dunkelblau und Hellgrau) erhältlich, jeweils mit passenden Silikonarmbändern.
Ausgestattet ist sie mit zwei physischen Tasten (Drehkrone + Taste). Darüber lässt sich die Sport-Smartwatch bei Bedarf ganz ohne Touchscreen bedienen. Coros hat die Bedienung via Tasten sehr gut umgesetzt, so dass ich sie sogar der Steuerung via Touchscreen vorgezogen habe. Das soll jetzt aber nicht heissen, dass die Touchscreen-Steuerung schlecht umgesetzt wäre, überhaupt nicht.

Zunächst vermutete ich bei meinem Testexemplar, dass die PR-Agentur das Ladekabel vergessen hat beizulegen. Dem ist aber nicht so. Tatsächlich wird kein Ladekabel beigelegt. Dafür gibt es ein Charging-Adapter, der praktischerweise auch am Schlüsselbund befestigt werden kann. Der Adapter kann über die PIN-Anschlüsse an der Uhr angeschlossen und mit einem beliebigen USB-C-Ladekabel aufgeladen werden.

Display, Ausstattung und Akku
Die Pace Pro verfügt über ein 1,3 Zoll grossen AMOLED-Display mit 416 x 416 Pixel. Geschützt wird das Display durch Mineralglas. Bei Outdoor-Aktivitäten ist die hohe Displayhelligkeit von bis zu 1500 Nits erfreulich. Ein automatischer Sensor passt dabei die Helligkeit dynamisch an die Umgebung an. Auf Wunsch kann das Display immer aktiv (Always-on-Display) bleiben oder mittels Gesten aktiviert werden. Letzteres funktionierte im Test zuverlässig und schont darüber hinaus den Akku.

Und wenn wir schon bem Thema Akku sind: Der Akku erreicht laut Coros im Smartwatch-Modus eine Laufzeit von bis zu 20 Tagen. Ist das Display immer aktiv, dann reduziert sich die Laufzeit auf bis zu sechs Tagen. Mit exakter GPS-Aufzeichnung sind bis zu 38 Stunden möglich. Im Test zeigte die Coros Pace Pro, dass diese Werte durchaus realistisch sind. Geladen ist die Uhr übrigens in knapp zwei Stunden - auch ein relativ guter Wert.

Wie es sich für eine aktuelle Sport-Smartwatch gehört, unterstützt die Coros-Smartwatch Dual- und Multiband-GPS. Der Sensor an der Unterseite der Uhr misst die optische Herzfequenz. Daraus werden die Herzfrequenzvariabilität (HRV), Stresskurve oder Trainingsbelastung errechnet. Wer seine Uhr auch nachts trägt, kann die Herzfrequenzvariabilität während des Schlafs messen und die verschiedenen Schlafphasen aufzeichnen. EKG wird unterstützt, ist allerdings auf unserem Testexemplar (noch) nicht freigegeben.

Auf der Coros Pace Pro kommt ein proprietäres Betriebssystem von Coros zum Einsatz, das erfreulich flüssig arbeitet und eine übersichtliche Benutzeroberfläche bietet. Es verfügt über alle Funktionen, die vergleichbare Sport-Smartwatches bieten. Benachrichtigungen vom Smartphone können auf der Uhr angezeigt werden. Es gibt eine gute Offline-Kartenfunktion und auch Musik kann auf dem 32 GB grossen internen Speicher abgelegt und über Bluetooth-Kopfhörer wiedergegeben werden. Allerdings ist dies nur mit MP3-Dateien möglich. Streaming-Plattformen wie YouTube Music oder Spotify werden nicht unterstützt.

Coros Pace Pro beim Sport
Die Pace Pro verfügt über zahlreiche Sportmodi. Nebst den üblichverdächtigen wie Laufen oder Schwimmen, gibt es auch spezielle Modi für Triathleten (Multi-Sport) oder fürs Radfahren. So gibt es einzelne Modi für MTB, Gravel oder das Rennrad. Anders ausgedrückt: Während der knapp drei Wochen habe ich nichts vermisst, was ich bei einem anderen Hersteller gehabt habe.
Positiv sei an dieser Stelle nochmals die tolle Bedienung via Drehkrone und das helle Display erwähnt. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich die Sport-Smartwatch problemlos ablesen. Die Pace Pro schneidet mit seinem 1500 Nits hellen Display sogar im direkten Vergleich mit der deutlich teureren Fenix 8 AMOLED besser ab, die über ein Display mit maximal 1000 Nits verfügt.

Da das Wetter über die drei Wochen gut war, konnte ich die Pace Pro auf Radfahrten und beim Bahnschwimmen ausprobieren. Dabei konnte ich nicht nur die Genauigkeit des GPS-Signals mit meinem Fahrradcomputer Garmin Edge 540 vergleichen, sondern auch die Genauigkeit des optischen Herzfrequenzmessers. Bei meinen Radfahrten nutze ich dafür den Garmin HRM200 Brustgurt, der für seine genauen Daten bekannt ist.
Wie schon weiter oben erwähnt, nutzt die Pace Pro Multiband-/Dualfrequenz-GPS/GNSS. Damit wird nicht nur eine schnelle Positionierung sichergestellt, sondern auch eine hohe Genauigkeit. Im Vergleich zum Edge 540 GPS-Fahrradcomputer wies die Uhr jedenfalls nur minimale Abweichungen auf. In diesem Bereich ist es schwer zu sagen, wer letztendlich genauer war. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Pace Pro einen tadellosen Job gemacht hat.
Die Genauigkeit des optischen Herzfrequenzsensors ist gut, zeigte in unserem Test aber doch hier und da Abweichungen gegenüber dem Garmin HRM200 Brustgurt. Wer eine hohe Genauigkeit voraussetzt, ist daher nach wie vor mit einem Brustgurt oder einer Messung am Oberarm besser beraten.
Coros Pace Pro mit Kartenmaterial
Auf die Coros Pace Pro kann kostenlos Kartenmaterial heruntergeladen werden. Dies gelingt entweder über die Coros-App oder über die Coros-Website. Im Vergleich zum Kartenmaterial von Google fällt direkt auf, dass Coros deutlich weniger detaillierte Karten anbietet. Dennoch reicht das Kartenmaterial aus, um sich auf einer bestimmten Route zu orientieren.

Direkt über die Coros-App können Routen erstellt werden. Zusätzlich lassen sich Routen aus GPX-Dateien oder anderen Apps wie Strava oder Komoot mit der Pace Pro synchronisieren. Dank der gut umgesetzten Turn-by-Turn-Navigation mit aktiven Hinweisen kommt man auch nicht so schnell von der Route ab. Positiv hervorzuheben ist auch hier wieder das verbaute Display. Es ist schön hell und sorgt so für eine gute Ablesbarkeit. Auch gut: Der Prozessor arbeitet ziemlich flott, so dass man auch innerhalb der Kartenausschnitte nahezu verzögerungsfrei Zoomen kann. Das ist bei der Fenix 8 Pro definitiv nicht so "flüssig".
Nachteil der Coros Pace Pro? Im Gegensatz zur oben genannten Uhr von Garmin, bietet sie keine Möglichkeit sich zum Startpunkt zurück navigieren zu lassen.
Coros-App
Positiv hat mich die Coros-App überrascht. Sie bietet ein gelunges sowie intutives Design und sorgt damit für eine gute Übersicht der gesammelten Daten. Wie jede "gute" Sportuhr unterstützt auch die pace Pro die Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) und zeigt nach ein paar Tagen Messung an, ob sie sich im optimalen Bereich befindet. Auch gibt es in der App Rückmeldungen zur Leistungsfähigkeit und der damit verbundenen Trainingsintensität.





Screenshots: vybe
All die oben genannten Daten können natürlich auch direkt auf der Uhr mittels der Widgets angezeigt werden. Was ich etwas vermisst habe, sind Trainingsempfehlungen. Die gibt es bei anderen Herstellern wie Garmin, aber nicht bei Coros. So lässt uns Coros etwas unhilflos mit den gesammelten Daten zurück. In meinen Augen wäre genau das, ein nächster, wichtiger Entwicklungsschritt bei Coros.

Das Testfazit zur Coros Pace Pro
Die Coros Pace Pro erweist sich im Test als sehr solide Sport-Smartwatch für ambitionierte Sportler:innen, die umfassende Trainingsdaten, ein akkurates GPS und Herzfrequenzmessung suchen.
Besonders hervorzuheben sind das ausgezeichnete AMOLED-Display, das auch bei direkter Sonneneinstrahlung dank der hohen Helligkeit gut ablesbar bleibt, und die sehr gute Akkulaufzeit, mit der die Pace Pro zu einem zuverlässigen Begleiter für lange Trainingseinheiten und Wettkämpfe wird. Der Trainingsbelastungs-Indikator gibt darüber hinaus wichtige Inputs darüber, damit keine Überforderung beim Training resultiert.
Die Coros Pace Pro stellt eine gute und preiswerte Alternative zu anderen Marken wie Garmin oder Polar dar. Zwar gibt es keine intelligenten Trainingsempfehlungen, die auf der Trainingsbelastung basieren, und auch die „smarten” Funktionen sind weniger umfangreich als bei Garmin, dennoch machen ambitionierte Sportler:innen, die von einer Sport-Smartwatch die wichtigsten Funktionen rund um Vital- und Trainingsdaten erwarten, nichts falsch.