Ted Lasso Kritik zur Serie von Apple
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Ted Lasso ist die perfekte Fussball-Comedy für Leute, die Fussball nicht interessiert

Pascal Scherrer
Pascal Scherrer

Ich muss gestehe, dass ich Ted Lasso anfangs ignoriert habe. Es ging um Fussball, das Promobild erschien mir bescheuert und überhaupt wirkte die ganze Aufmachung auf mich wie eine kindische US-Serie. Was habe ich mich geirrt. Ted Lasso ist eine der besten Serienentdeckungen 2020 für mich, zumindest im Bereich der Komödien. Aber fangen wir von vorne an.

Im Mittelpunkt steht der titelgebende Ted Lasso, gespielt von Jason Sudeikis. Lasso ist ursprünglich eine Werbefigur, die Sudeikis bereits 2013 entwickelt hatte, um auf einem US-Sportsender für die Premier League zu werben. Irgendwann dachte sich dann Apple, dass es wohl eine gute Idee sei, daraus eine Serie zu machen. Sie hatten recht.

Seltsame Ausgangslage, die durchaus Sinn ergibt

Die Ausgangslage hört sich dabei so bescheuert wie unrealistisch an: Der US-Amerikaner Ted Lasso wird als Trainer für den Premiere-League-Fussballclub AFC Richmond verpflichtet. Klingt im ersten Moment unspektakulär. Blöd nur, dass Ted keinerlei Ahnung von Fussball hat. Seine einzige Erfahrung als Trainer hat er im Football gesammelt – und zwar bei einem Team in einer Amateurliga.

Ted (links) lässt sich in seiner Unwissenheit auch gerne mal vom Platzwart Tipps geben. | Bild: Apple

Als Zuschauer versteht man genausowenig, warum ein Topclub so jemanden enagieren sollte, wie die englische Fussballwelt in der Serie. Bereits in der ersten Folge wird allerdings klar, was dahintersteckt: Rebecca Welton, die neue Besitzerin des AFC Richmond. Sie hat den Club im Scheidungskrieg von ihrem Ex-Mann erhalten und will den Club nun ruinieren, da er das einzige ist, was ihrem Ex-Mann etwas bedeutet.

Tolle Story mit Herz und Vestand

Wer jetzt denkt, dass einen nun eine 0815-Story erwartet, in welcher der Underdog es wider erwarten allen zeigt, kann ich beruhigen. Die Serie vermeidet es von Anfang an Klischees zu bedienen und sich in albernen One-Linern zu verlieren. Stattdessen nehmen uns die Macher an der Hand und führen uns mit viel Humor in eine vielschichtige Serie ein, die mit jeder Folge besser wird.

Kommt die Serie zu Beginn noch als leichtherzige Komödie mit viel kreativem Humor daher, mausert sie sich bald zu einem Dramedy, die nicht mit Gesellschaftskritik geizt. Ziel dieser Kritik ist natürlich vor allem der Fussball, aber auch die Medien und unsere oberflächliche Gesellschaft im Generellen. Dabei ist die Serie oft erstaunlich feinfühlig und geht auf Themen ein, die man zu Beginn niemals erwarten würde. Fehl am Platz wirken diese aber keinesfalls, sondern dienen der Charakterentwicklung. Das ist nämlich ein weiterer Pluspunkt von Ted Lasso: Die Geschichte lässt sich Zeit, auf die einzelnen Charaktere einzugehen, sei es vom Fussballsuperstar, bis hin zum scheinbar unwichtigen Platzwart.

Auch hinter der vermeintlich typischen Fussballerfreundin steckt weitaus mehr. | Bild: Apple

Ahnung von Fussball muss man dabei nicht haben. In der Serie geht es nämlich weniger um die Spiele an sich, sondern viel mehr um die Leute rund um das Spiel. Da wäre der alternde Superstar, der sich eingestehen muss, dass seine besten Zeiten vorbei sind. Im gegenüber steht das aufstrebende Ausnahmetalent, das mit seiner Respektlosigkeit und Arroganz gewisse Defizite zu verstecken versucht. Ted Lasso erschafft so Figuren, die einem wichtig sind und mit denen man mitfiebert und mitleidet. So muss das sein!

Hinter Ted Lasso stecken Comedy-Urgesteine

Schaut man sich an, wer sich die Serie ausgedacht hat, ist klar, warum wir hier solch hochkarätige Kost vorgesetzt bekommen. Nebst Jason Sudeikis selbst, steckt nämlich unter anderem Bill Lawrence hinter dem Projekt. Falls dir der Name jetzt irgendwie bekannt vorkommt, hast du früher sicher Scrubs geguckt. Dort hast du den Namen nämlich jedes Mal beim Intro vorgesetzt bekommen.

Eine der besten Comedy-Serien der Nullerjahre: Scrubs. | Bild: ABC

Wer Scrubs geliebt hat, findet mit Ted Lasso also eine tolle Nachfolgeserie im Geiste. Der Humor geht in eine ähnliche Richtung, die dramatischen Elemente sind klug eingewoben und nehmen nie überhand und die Charaktere muss man einfach lieben. Apple hat die Serie bereits um eine zweite Staffel verlängert. Angst haben, dass die Serie ausgeschlachtet wird (Scrubs Staffel 9 *hüstel*), müsst ihr übrigens nicht: Lawrence hat gesagt, dass der Erzählbogen für drei Staffeln ausgelegt ist, die Serie mit Staffel 3 also zu einem geplanten Ende kommen soll.