Wer auf der Suche nach kabellosen In-Ears mit aktiver Geräuschunterdrückung ist, muss nicht mehr tief in die Tasche greifen. Sony bringt mit den WF-C710N ein paar True-Wireless-Kopfhörer auf den Markt, das mit vielen Funktionen aus der Oberklasse aufwartet – für unter 120 Franken. Im Test zeigen sich jedoch auch kleinere Schwächen, die du kennen solltest (und nein, ich meine damit nicht den unmöglichen Namen).
Design / Haptik
Die Sony WF-C710N setzen auf ein dezentes, aber auffälliges Design mit leicht transparentem Finish. Die Farben reichen von klassischem Schwarz über Weiss und Pink bis hin zu einem auffälligen Glass Blue. Ich habe für den Test (leider) die Variante im klassischen Schwarz erhalten.
Im Vergleich zu den Vorgängern wirken die Ohrhörer etwas voluminöser, behalten aber ihre runde Form bei, die gut ins Ohr passt. Ebenfalls ist die Oberfläche etwas angeraut.


Ob dir das gefällt oder nicht, musst du selbst herausfinden. Ich für meinen Teil mag es lieber, wenn die Oberfläche glatt ist. Sony hat sich dabei aber natürlich schon etwas gedacht, denn die einzelne Earbuds sind so viel griffiger. Damit lassen sie sich auch einfach aus dem Ladecase nehmen.



Wenn wir schon von diesem reden: Das Ladecase dürfte ebenfalls die Gemüter spalten. Zwar robust und stabil verarbeitet, fällt es im Vergleich zur Konkurrenz etwas grösser aus und passt nicht bequem in jede Hosentasche. Aber auch das hat seinen Grund, dazu aber später mehr.
Tragekomfort

In Sachen Komfort liefert Sony einmal mehr solide Arbeit ab. Die In-Ears sitzen sicher, auch bei Bewegung oder Sport, ohne dabei unangenehm zu drücken. Im Lieferumfang sind Silikonaufsätze in drei Grössen enthalten, was die Passform individuell anpassbar macht. Selbst längere Tragezeiten führen nicht zu Ermüdungserscheinungen – ein klarer Pluspunkt im Alltag.
Steuerung / Bedienung
Sony verzichtet bei den WF-C710N auf physische Tasten und setzt nun voll auf Touch-Gesten. Die Reaktionszeit ist gut, allerdings fand ich die Steuerung jetzt nicht besonders intuitiv. Vor allem, dass man für das Ändern der Lautstärke mehrmals und richtig schnell hintereinander tippen muss, fand ich ziemlich nervig. Vor allem müssen die Einzel-, Doppel- oder Dreifachtaps müssen exakt sitzen – und lassen sich in der Sony Headphones Connect App nur eingeschränkt anpassen. Da gefällt mir etwa die Steuerung der Pixel-Kopfhörer weitaus besser.

Immerhin reagiert die automatische Pausenfunktion zuverlässig, wenn man einen Hörer herausnimmt. Dank Multipoint Bluetooth lassen sich zwei Geräte gleichzeitig verbinden – zum Beispiel Smartphone und Laptop. Sony ist damit natürlich nicht alleine. Aber es passiert leider noch immer, dass das bei einigen Budget-Modellen nicht zuverlässig funktioniert. Bei den WF-C710N ist das zum Glück nicht der Fall. Zumindest in meinem dreiwöchigen Test hat alles tipptopp funktioniert.
Sound / Klang
Klanglich überzeugen die WF-C710N auf ganzer Linie – zumindest für ihre Preisklasse. Die 5-mm-Treiber liefern ausgewogene Höhen, druckvolle Bässe und eine klare Mittenwiedergabe. Gerade bei Pop, Hip-Hop oder elektronischer Musik kommt der Sound besonders gut zur Geltung.
Die DSEE-Technologie von Sony hebt zudem die Qualität komprimierter Musikdateien spürbar an – vorausgesetzt, sie ist in der App aktiviert. Live-Aufnahmen klingen überraschend räumlich und detailliert, was für diese Preiskategorie eher unüblich ist.
Wichtig zu wissen: Die Sony WF-C710N unterstützen nur die Standard-Codecs AAC und SBC. Auf hochauflösendes Audio via LDAC muss man verzichten – was bei einem Preis unter 120 Franken aber auch keine Überraschung ist. Wer auf höchste Audioqualität Wert legt, sollte sich bei Sonys teureren Modellen wie den WF-1000XM5 umsehen.
Noise Cancelling & Transparenzmodus
Das Active Noise Cancelling (ANC) gehört zu den grossen Stärken der WF-C710N. Sony hat zwei Mikrofone pro Ohrhörer verbaut, was zu einer merklich besseren Geräuschunterdrückung führt – selbst in Zügen, Flugzeugen oder bei Wind. Hochfrequente Geräusche wie Stimmen werden nicht vollständig blockiert, aber spürbar gedämpft.
Ich bin während meines Testraums rund sechs Stunden in einem Flugzeug gesessen. Mit mir dabei hatte ich die Sony WF-C710N und die Pixel Buds Pro 2. Und ich muss sagen: Ich habe während des Fluges das Noise Cancelling der Sony-Kopfhörer als besser empfunden.
Der Transparenzmodus funktioniert ordentlich, allerdings nicht auf dem Level von Premium-Modellen. Für Durchsagen oder kurze Gespräche reicht er aber völlig aus.
Software & App
Die Sony Headphones Connect App ist übersichtlich gestaltet und bietet Basisfunktionen wie Equalizer, Anpassung des ANC, DSEE-Schaltung und Adaptive Sound Control. Letzteres passt den Klang automatisch an die Umgebung an – zum Beispiel in der Bahn, beim Gehen oder am Schreibtisch. Das funktioniert aber nicht, wenn du in einer Gegend unterwegs bist, wo sich laute Geräusche schnell abwechseln – etwa in einer dichten Innenstadt mit Baustellen, Sirenen und der Strassenverkehr.
Was fehlt: Die App erlaubt nur begrenzt die Umbelegung der Touch-Gesten, was gerade für Power-User frustrierend sein kann. Auch Firmware-Updates laufen über die App, was zumindest technisch reibungslos funktioniert.
Akkulaufzeit
Mit aktivierter Geräuschunterdrückung schaffen die Hörer rund 8,5 Stunden Wiedergabezeit. Zusammen mit dem Ladecase kommt man auf bis zu 30 Stunden – ein sehr guter Wert. Hier zahlt sich also das etwas grössere Gehäuse aus. Auch die Schnellladefunktion überzeugt: Fünf Minuten am Kabel bringen rund eine Stunde Musikgenuss.
Geladen wird via USB-C, auf kabelloses Laden muss man verzichten – verständlich bei diesem Preis (und ehrlich gesagt kenne ich auch niemanden, der kabelloses Laden verwendet).
Mein Fazit
Sony hat mit dem WF-C710N einen richtig guten Mittelklasse-Kopfhörer vorgelegt. Wenn man bedenkt, dass der Preis in ein paar Monaten wohl noch unter 100 Franken fallen könnte, werden diese In-Ears zu einem richtigen Schnäppchen. Ja, negative Punkte gibt es, diese sind aber verkraftbar und in der Regel dem günstigen Preis geschuldet. Irgendwo muss man nun einmal Abstriche machen.
Einzig die Touch-Steuerung ist ein Contra-Punkt, den Sony beim Nachfolger dringend verbessern sollte. Und natürlich den Namen. Weil ja, ich kann mir die Abfolgen aus Buchstaben und Zahlen auch nach dem gefühlt hundertsten Mal Lesen noch immer nicht merken. Für Mund-zu-Mund-Propaganda ist das tödlich. Aber Sony wird das wohl nie lernen.
✅ Pro
- Sehr gutes ANC für die Preisklasse
- Starker Klang mit DSEE-Unterstützung
- Lange Akkulaufzeit (bis zu 30 Std.)
- Sicherer, bequemer Sitz
- Multipoint & Adaptive Sound Control
- Schnellladefunktion
❌ Contra
- Touch-Steuerung nicht frei belegbar und wenig intuitiv
- Kein LDAC oder Hi-Res Audio
- Transparenzmodus nur mittelmässig