Samsung Galaxy Watch Ultra im Test: Wird die Smartwatch dem Namen gerecht?
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Test Samsung Samsung Galaxy Watch

Samsung Galaxy Watch Ultra im Test: Wird die Smartwatch dem Namen gerecht?

Bruno Rivas
Bruno Rivas

Inhaltsverzeichnis

Anfang Juli hat Samsung in Paris zahlreiche neue Produkte präsentiert, darunter neue Smartwatches. Neben der Galaxy Watch 7 gibt es nun auch bei Samsung eine «Watch Ultra». Ultra-teuer ist zweifelsohne der Preis von 679 Franken. Damit ist sie fast doppelt so teuer wie die Galaxy Watch 7.

Ich konnte die Smartwatch während gut zwei Wochen testen, was rückblickend gesehen etwas knapp bemessen war. Gerne teste ich die Geräte über mehrere Wochen, damit ich mir ein gutes und abschliessendes Fazit ziehen kann. Seis drum, es ist wie es ist. Im Alltag nutze ich normalerweise die Apple Watch Ultra 2 mit dem iPhone 14 Pro Max. Ob die Galaxy Watch Ultra besser ist als die Apple Watch 2 Ultra, das und mehr erfährst du in meinem Test.

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Erster Eindruck und Design

Ich muss zugeben, dass ich nach den ersten Leaks zunächst nicht wirklich vom Design der Galaxy Watch Ultra angetan war. Für mich wirkte es so, als hätte sich Samsung nicht entscheiden können. Obwohl Samsung auf ein quadratisches Gehäuse setzt, ist das Display weiterhin kreisrund. Ehrlich gesagt hätte ich es spannend gefunden, wenn Samsung bei der Ultra auf ein eckiges Display gesetzt hätte, da so mehr Inhalt auf dem Display angezeigt werden könnte.

Links: Apple Watch Ultra 2 / Rechts: Samsung Galaxy Watch Ultra | Bild: vybe

Nachdem Unboxing und dem ersten Tragen am eigenen Handgelenk musste ich meine Meinung zum Design der Galaxy Watch Ultra allerdings revidieren. Die Smartwatch macht einen absolut wertigen Eindruck und das eckige Gehäuse, kombiniert mit einem runden Display, das hat was und gefällt mir überraschend gut. Mit einem Durchmesser von 47 Millimeter und einer Dicke von 15 Millimeter fällt die Uhr allerdings etwas wuchtig aus. Mir persönlich gefällt das, für andere könnte das aber schon ein K.-o.-Kriterium darstellen. Das Gewicht liegt bei 60,5 Gramm. Nimmt man das Armband dazu, sind es etwas über 90 Gramm. Ein Leichtgewicht ist die Uhr somit nicht. Gestört hat mich das Gewicht im Alltag nicht.

Das Gehäuse besteht teilweise aus Titan, ähnlich wie bei der Apple Watch Ultra (2). Das Saphirglas schützt das Display und untermauert das hochwertige Design der Uhr. Zweifelsohne ist es gewagt von Samsung auf ein solch spezielles Design zu setzen. Nicht jeder mag es, wie auch ein paar Rückmeldungen aus meinem Freundeskreis zeigten. Die fielen, sagen wir mal, eher kontrovers aus. Den einen gefällts, den anderen nicht. Aber hey, so ist das immer, wenn es um Design geht. Das ist einfach Geschmacksache.

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Jedenfalls kann man Samsung keinen Vorwurf machen, was die Wertigkeit betrifft. Die ist tadellos, was übrigens auch auf das Armband zutrifft. Das Armband lässt sich mittels Schnellverschluss easy austauschen und fühlt sich ebenso wertig an, wie die Smartwatch selbst. Es erinnert mich zwar unweigerlich an das Ocean Band von Apple, auch wenn Samsung einen anderen, neuen Schnellverschluss und Armbandschliessen (doppelter Dornverschluss) setzt.

«Ultra» bezieht sich bei Samsung nicht auf die Wasserdichtigkeit. Die gibt Samsung mit 10 ATM an. Im Endeffekt bedeutet das, dass du die Galaxy Watch Ultra zwar problemlos beim Schwimmen verwenden kannst, sich aber nicht fürs Tauchen eignet. Da hat die Apple Watch Ultra 2 einen Vorteil, die sich für Tauchgänge bis 40 m eignet. Auch gibt es bei Apple einen Tiefenmesser und zeigt dir etwa direkt die Wassertemperatur an. All das fehlt der Galaxy Watch Ultra. Dank «Military Grade»-Zertifizierung ist die Galaxy Watch Ultra dafür auch für sehr niedrige und hohe Temperaturen ausgelegt.

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Der Galaxy Watch Ultra spendiert Samsung eine zusätzliche Taste. Sie hebt sich interessanterweise von den beiden anderen Tasten farblich ab. Die orangefarbene Taste kann mit dem Action-Button der Apple Watch Ultra (2) gleichgestellt werden - der passenderweise auch in Orange gehalten ist. Der Button lässt sich mit einer beliebigen Funktion programmieren. Es dürfte dich jetzt nicht überraschen, dass genau dies auch so bei der Apple Watch Ultra möglich ist.

Display und Ausstattung

Mit einer Diagonale von 1,5 Zoll fällt das Display im Vergleich zum Durchmesser der Uhr nicht sehr gross aus. Dafür ist vor allem das quadratische Gehäuse verantwortlich, das wuchtig daher kommt und kaum mehr Displayfläche zulässt. Hinzu kommt die Lünette, die sich im Gegensatz zu früheren Samsung-Smartwatches nicht drehen lässt und somit über keine nützliche bzw. ausgewiesene Funktion verfügt.

Das Display besticht auch im Freien mit einer ausgezeichneten Helligkeit | Bild: vybe

Abgesehen von der Grösse, lässt das AMOLED-Display allerdings keine Kritik zu. Es ist eines der besten Displays, das ich bei einer Smartwatch gesehen habe. Es ist extrem hell (bis zu 3000 Nits) und bietet mit 480 x 480 Pixel eine tadellose Auflösung. Ein Blick auf die Uhr ist so immer ein Augenschmaus, egal ob jetzt direkt die Sonne darauf scheint oder bei Nacht. Apropos Nacht: Samsung spendiert der Galaxy Watch Ultra einen Nachtmodus.

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In der Galaxy Watch Ultra kommt wie bei der Galaxy Watch 7 der Exynos W1000 Chipsatz zum Einsatz. Er wird von 2 GB RAM flankiert. Intern steht ein Speicherplatz von 32 GB zur Verfügung. Das reicht in der Regel locker für zusätzliche Apps und Musik aus. Software-seitig setzt Samsung seit geraumer Zeit auf Wear OS von Google. Samsung kombiniert Wear OS 5 mit der hauseigenen Benutzeroberfläche One UI 6. Eine gute Wahl. Das System läuft, auch dank der leistungsstarken Hardware, flüssig. Die Bedienung erfolgt grösstenteils via Touchscreen. Die drei physischen Tasten haben auf die Bedienung keinen direkten Einfluss. Vielmehr werden sie in Trainings gebraucht.

Abgerundet wird die Ausstattung durch LTE, Wi-Fi, Bluetooth 5.3 und NFC fürs kontaktlose Bezahlen. Auf UWB (Ultrabreitband) verzichtet Samsung beim Topmodell.

Gesundheitsfunktionen: Alles dabei

In der Galaxy Watch Ultra setzt Samsung auf einen neuen BioActive-Sensor, der zahlreiche Sensoren zur Messung von Werten wie Puls, EKG, Blutsauerstoffgehalt und sogar Blutdruck vereint. Letzteres setzt jedoch eine Kalibrierung mit einem Blutdruckgerät voraus.

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Mittels künstlicher Intelligenz kann die Uhr bei Bedarf sogar einen Energiewert auf einer Skala von 0 bis 100 berechnen. Der Energiewert nutzt dafür allerlei Werte, darunter die Schlafdauer, Puls, Atemfrequenz, Hauttemperatur und die verschiedenen Schlafstadien. Der Energiewert soll die richtige Balance zwischen Ruhe und Aktivität aufzeigen und gibt bei Bedarf Tipps, wie der Energiewert erhöht werden kann.

Die Samsung Health-App zeigt alle Werte übersichtlich an | Screenshot: vybe

Wie oben bereits erwähnt, bietet die Galaxy Watch Ultra eine EKG- und Blutdruckmessung. Allerdings können beide Funktionen nur mit einem Galaxy-Smartphone verwendet werden. Ebenfalls Samsung-only ist die Schnarcherkennung. Das Galaxy-Smartphone muss sich dafür in der Nacht in der Nähe befinden. Apropos Schlaf: Die Smartwatch verfügt über eine FDA-Zulassung zur Erkennung von Schlafapnoe und Glykationsendprodukte (AGEs). Letzteres gibt Auskunft über den Stoffwechsel des Trägers der Uhr.

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Ein weiterer Test zeigt dir die Körperzusammensetzung an. Die Uhr kann den Anteil der Skelettmuskeln, Fettmasse und Körperwasser analysieren und auswerten. Du erhältst nach erfolgreicher Messung eine Übersicht, ob du mit deinen Werten im grünen Bereich liegst oder nicht. Dieser Test sollte jedoch mit nötiger Vorsicht betrachtet werden, da er vermutlich nicht so genau ist, wie ein echtes, medizinisches Gerät. Dennoch dürfte es eine gewisse Tendenz zeigen und es ist durchaus spannend zu sehen, wenn du trainierst, wie sich die Werte (hoffentlich) positiv entwickeln.

Sportfunktionen: Samsung hat Luft nach oben

Dank Zweifrequenz-GPS soll die Samsung Galaxy Watch Ultra eine besonders gute Ortung bieten. Dies auch bei schwierigen Verhältnissen, etwa im Wald oder in der Nähe von hohen Gebäuden. Im Test liess sich das Versprechen von Samsung bestätigen. Das GPS-Signal ist sowohl beim Laufen im Wald als auch auf Radtouren mindestens so akkurat, wie das von der Apple Watch Ultra 2. Oder anders gesagt: Das GPS-Signal ist sehr gut.

Die Samsung Galaxy Watch Ultra bietet zahlreiche Sportmodi, die teilweise auch automatisch starten. Wenn du beispielsweise länger Laufen gehst, dann startet die Uhr das entsprechende Workout gleich selbst. Das funktionierte im Test zuverlässig. Etwas weniger zuverlässig arbeitete die Herzfrequenzmessung. Beim Radfahren und beim Laufen weichte die Messung immer wieder mal von meinem Referenzgerät (MyZone HR-Brustgurt) ab.

Die Galaxy Watch Ultra unterstützt auch Multisport | Bild: vybe

Nach einem Lauf bekommst du auf der Galaxy Watch Ultra einen detaillierten Bericht über deine Leistung. Neben Standard-Werten, wie Distanz und Kalorienverbrauch, liefert sie dir auch eine gute Übersicht über Herzzonen sowie Tempodaten und eine VO2-max-Übersicht. Auch cool: Die Uhr sagt dir, wie viel Schweiss du beim Training verloren hast und schlägt dir vor, wie viel du trinken solltest. Ob diese Daten korrekt sind, keine Ahnung. Aber cool ist es trotzdem.

In der Theorie kann die Galaxy Watch Ultra die Radfahrleistung (funktionelle Schwellenleistung, FTP) messen. So richtig gut wollte das im Test allerdings nicht klappen. Ausserdem ist die Messung auch ziemlich umständlich. Aus meiner Sicht ist es eine Funktion, die sich Samsung hätte sparen können. Dafür lassen sich GPX-Dateien auf die Uhr importieren. Es ist zwar nicht perfekt gelöst, aber es funktioniert.

Workouts werden mit vielen Metriken in der Health-App dargestellt | Screenshot: vybe

Ein weiteres Problem: Externe Sensoren (HR, Tretsensoren & Co.) werden nicht direkt unterstützt. Das heisst, es gibt zwar Drittanbieter-Apps, die genau diese Möglichkeit bieten sollen, aber ob sie wirklich so zuverlässig funktionieren, sei dahingestellt. Mir wäre lieber, wenn Samsung eine direkte Möglichkeit dafür geschaffen hätte.

Das Armband erinnert an das Ocean Band von Apple | Bild: vybe

Akkulaufzeit: Gut

Vergangen sind die Zeiten, wo eine Smartwatch mit Wear OS kaum einen ganzen Tag durchhielt. Das ändert sich auch nicht mit der Galaxy Watch Ultra - im Gegenteil. Wenn ich die Uhr morgens um 07:00 Uhr mit 100 % vom Ladepad nehme, habe ich abends, wenn ich so gegen 23:30 Uhr ins Bett gehe, immer noch einen Restakku um die 70 bis 75 Prozent. Wohlverstanden, mit Always-on-Display und aller Sensoren aktiv. Heisst, die Galaxy Watch Ultra reicht so gut zwei Tage.

Zu verdanken ist die gute Laufzeit dem 590 mAh grossen Akku. Samsung gibt offiziell eine Laufzeit von 60 Stunden an, ohne Trainingsaufzeichnung versteht sich. 100 Stunden sind im Standard-Energiesparmodus möglich und 48 Stunden im Trainings-Energiesparmodus. Diese Angaben dürften ungefähr hinkommen. Mit aktivem GPS reduziert sich die Akkulaufzeit folgerichtig. Mit Sportuhren, wie etwa der Garmin Fenix 7 Pro, kann die Galaxy Watch Ultra indes nicht mithalten.

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Das Testfazit zur Samsung Galaxy Watch Ultra

Die Samsung Galaxy Watch Ultra ist zweifelsohne die bisher beste Smartwatch mit WearOS, die zumindest ich testen durfte. Sie sieht in Echt wirklich gut aus (besser als auf den Pressebildern), glänzt für eine WearOS-Smartwatch mit einer guten Akkulaufzeit und hat auch für Sportler:innen so einiges in petto. Insbesondere das sehr gute GPS-Signal möchte ich hier nicht unerwähnt lassen.

Schade ist, dass der volle Funktionsumfang weiterhin exklusiv Samsung-Smartphones vorbehalten bleibt. Wer etwa die EKG-Funktion nutzen will, der schaut bei Nicht-Samsung-Smartphones in die Röhre - schade. Auch was die Sportmodi und die Trainingsbelastung anbelangt, da kann Samsung (noch?) nicht mit den Sport-Smartwatches von Garmin & Co. mithalten.

Technisch hebt sich die Galaxy Watch Ultra etwas zu wenig von der Galaxy Watch 7 ab, die im Endeffekt deutlich weniger kostet. Wer auf der Suche nach einer wuchtigen, aber stylischen Smartwatch mit ausgezeichneten Display, guter Akkulaufzeit und einem sehr guten GPS-Signal ist, der ist bei der Galaxy Watch Ultra genau richtig.